2005/2006    2007   2008

 

 

September 2005
Maja  war überfordert mit dem Geschehen, welches um sie herum stattfand. Mann konnte förmlich  dabei zusehen wie sich ihr Leben, Ihr Ich, Ihr Umfeld innerhalb von Tagen, fast Stunden in das Leben, welches sie vor  5 Jahren geführt hatte, zurückentwickelte. Was geschah hier bloß? Maja ging immer weniger zur Schule, an der sie sich nach ihrer Ausbildung in einem Anflug von Größenwahn angemeldet hatte. Wenn Sie zur Schule ging, konnte sie dem Unterricht kaum folgen, da die Fluctine® von denen sie sich Hilfe versprach, statt antriebssteigernd, einschläfernd wirkten. Häufig fuhr Maja los, kam aber nie in der Schule an. Stattdessen war sie irgendwo und aß sinnlos. Es war wie ein Zwang. Sie konnte nichts dagegen tun. Je mehr die Tage und Wochen vergingen umso mehr merkte sie, sie gehörte nicht in diese Schule. Hier war kein Platz für sie. In Englisch und Mathe verstand sie sowieso nichts. Sie gehörte nicht in diese Welt, in diese Gesellschaft. Maja wusste nicht was sie so verändert hatte. War es einfach Disziplinlosigkeit, war sie einfach einer Illusion erlegen? Sie wusste es nicht. Was sie wusste war, das hier in dieser Klasse, in dieser Schule, unter diesen Menschen irgendwie kein Platz für sie war. Hier gehörte sie nicht hin. Ihr kamen die Worte ihrer ehemaligen Klassenlehrerin in den Sinn, die sie mal zu ihr gesagt hatte als Maja sich "beschwert" hatte, dass sie diese Schule niemals schaffen würde: "Ach Maja, wenn nicht du wer denn dann?"  Schön wär´s! Vielleicht damals, aber jetzt, so wie sie jetzt war? Okay, wenn sie ehrlich war, hätte sie es auch damals nicht geschafft. Aber warum war plötzlich alles so anders als noch vor ein paar Wochen?  Was war bloß passiert? Innerhalb weniger Wochen war  Maja ihr Leben förmlich aus den Händen geglitten. Im Juni war noch alles in Ordnung gewesen. Ihre Ausbildung, Ihre Schule, Ihr Essverhalten. Im Juli dann plötzlich die Wende in der Beziehung zu Ihrem Chef. Anfang August stand sie schon vor den Trümmern. Die Beziehung zu Ihrem Chef und Ihrer Chefin war zerrüttet, wie Maja es sich nie hätte vorstellen können. Sie lebte wieder zu Hause, und bekam ihr Essverhalten nicht in den Griff. Wurde immer fetter und fetter. Das Leben dass sie noch vor ein, zwei Monaten geführt hatte kam ihr vor wie ein Leben aus einem anderen Traum. Meilenweit weg.

 


10.10.2005

 Liebe Maja,hab Besinnen! So wird es nicht gelingen! Seit Tagen vernachlässigst du deine Pflicht und aus lauter Schuld, du frisst! Auch kein Tavor wird dir helfen, dich befreien von Wilhelm und deinem Fressverlangen!

Also sei klug und nimm die Klinge, dann muss wenigstens deine Waage nicht immer bangen.

Doch wird es dir nur Ruhe bringen, kurze Zeit, dich zerschneiden überall, musst doch nur das Essen besiegen, dann erst wirst du glücklich sein. Verschwende keine Zeit an Wilhelm,  wichtig ist allein  Kontrolle. Wie konntest du dir sie von Wilhelm nehmen lassen? Bedenke, einzig deine Macht über dich ist das einzig Wahre und der Sinn deines Lebens!

 

 

01.10.2005

Maja du bist so ein vedammtes, lächerliches Kind! Ich könnte dich umbringen! Warum habe ich das bloß nicht schon längst getan? Warum verdammt noch mal sitzt du hier und benimmst dich wie ein dummes kleines lächerliches Kind, dass den Anspruch erhebt von einem einzigen Menschen dieser Gesellschaft nicht verachtet zu werden? Nie wird dich jemand ertragen können! Geschweige denn akzeptieren.  Egal was du tun oder sein wirst, nie wird dich jemand ertragen können. Nie hörst du! Verdammt, das weißt du doch! Warum bist du so verdammt bescheuert? Was hast du die ganzen Jahre gemacht? Ich dachte du hättest dich verändert? Du bist noch genau das dumme lächerliche Kind was du warst. Allein der Gedanke an Akzeptanz ist doch lächerlich! Ich dachte das wäre längst in deinem kleinen Geist angekommen.

Sieh zu das du endlich diesen verfuckten Körper und vor allem seinen Geist unter Kontrolle bekommst!

 

 

 

 

 




05. März 2006

 

Bestehst nur aus Fett. Deine Hirnmasse geschrumpft. Kannst nicht denken, kannst nicht fühlen,...... Erfüllst nicht deine Pflichten, warum kannst du noch nicht mal das?

Die Sonne niemals scheint, dein Körper wirft zu breite Schatten. Es ist vorbei, du kehrst nie zurück.

Geschlossene Gesellschaft, der Zugang bleibt dir verwehrt.

Dein Platz ist hier am Rand, sieh es endlich ein, du verfuckter, fetter Stein!


Du wolltest immer jemand sein,

der du niemals warst,

deinen Träumen hinter her gelatscht

und natürlich nie erreicht.

Du bist so furchtbar scheiße,

zurückgeschickt auf die Reise,

zu deinem wahren (fetten) Ich,

doch du siehst es nicht.

Willst nicht sehen, deine Unzulänglichkeit wird nie vergehen.

Du musst  verstehen und begreifen,

nur deine Dummheit wird reifen.

Du kannst es nicht ändern,

du bist kein Mensch,

vom Fett zu viel, Intelligenz zu wenig,

so lacht der Teufel kehlig:

"Geh, du unwertes Leben!"

 

 

15.05.2006

 

Auf der Suche nach Ruhe, nur ein bisschen Ruhe, kann sich nicht begeistern für neue Pläne, zieht sie durch, arbeitet an einer neuen Zukunft doch bringt es sie zum Erstarren.

Seine Worte dringen schwerlich zu ihr durch, er fragt sie wie es ihr geht, ihr erster gemeinsamer Termin seit längerer Zeit. Auf dem Weg zu ihm hatte Maja ganz plötzlich das Bedürfnis Gas zu geben und gegen einen Baum zu fahren.
 Er hatte erwartet sie sei voller Begeisterung und Tatendrang. Doch er sagt sie sehe schlechter aus als vorher. Maja beantwortet ihm seine Fragen, berichtet ihm das sie schon sehr viel recherchiert habe und zur Zeit sehr aktiv an einer schnellen Rückführung ins Arbeitsleben arbeite.
Er fragt wie er sie noch unterstützen könne, doch da wobei er sie unterstützen kann, braucht sie keine, es ist bereits einiges in die Wege geleitet worden.
Er fragt sie, warum sie nicht  so aussehe wie jemand der gerade die besten Zukunftsaussichten seit langem hat. Maja kann es ihm nicht beantworten. Er fragt ob er sonst noch etwas für sie tun könne, und sie denkt "Schutz und Therapie" doch schüttelt den Kopf. Ihr fällt nichts ein wobei er sie unterstützen könne. Sie fährt nach Hause denkt an Wilhelm, an ihre Zukunft und an das was sie zur Zeit dringend bräuchte, doch ist sie nicht mehr 16 sondern fast 23. Und eine Therapie lassen ihre Lebensumstände derzeit erst gar nicht zu. Zu Hause arbeitet sie weiter an den Dingen die dringend erledigt werden müssen. 


 17.05.2006

... warten.... hoffen.....warten...zweifeln...
Beginnen mit dem Zweifel und enden in der Verzweiflung....
Welchen Verlauf wird es nehmen? Welchen Verlauf soll es nehmen? Wieviel investieren? Doch alles aufgeben? Wie hoch ist der Einsatz, wie hoch dagegen der Gewinn. Für einen geringen Gewinn alles riskieren? Ist es ein Gewinn oder nur der Weg zu größerem Verlust? Vielleicht muss man alles verlieren um dann zu gewinnen?  Wenn man doch Ordnung in das Chaos bringen könnte...  Einfach riskieren?  Verlieren, ja...vielleicht wenig, vielleicht viel. Gewinnen...? Wenn vielleicht auch nicht das was dem Einsatz angemessen wäre und was man sich erhofft hätte. Aber vielleicht endgültig Klarheit. Vielleicht wird die Erkenntnis bitter sein, doch kann sie auch helfen,  diesen Weg nie wieder zu gehen.... Letzlich auch ein Gewinn....

18.05.2006

 

"....wenn der Boden unter deinen Füßen bricht, gibt es keinen Haltegriff,  ob du loslässt oder kämpfst, es reisst dich einfach mit....."

 

Alles halb so schlimm...., es bringt dich keiner um, Maja! Hatte Maja das nicht immer den anderen gesagt, nun musste sie sich das selber sagen um sich zu beruhigen.
Maja war....Maja kam mit der ganzen Sache einfach nicht mehr klar.....Wieder was neues.... Würde es wieder so anfangen wie vor zwei Jahren.... ... hört das denn nie auf? Was hatte sie nun wieder falsch gemacht?

 

22.05.2006

Maja war innerlich extrem unruhig, gleichzeitig war sie nicht in der Lage irgendetwas zu tun...Sie war nicht aufnahmefähig, sie hatte das Gefühl ein Tier zu sein, dessen Antennen auf Gefahr standen, aber unfähig wegzulaufen. In solchen Momenten hatte Maja oft das Gefühl durchzudrehen oder zu platzen ... Früher hatte sie das immer durch bewusstes Aushalten  und dafür bewusstes Nichtessen bewältigt. Das Nichtessen war sozusagen ein Trost. Die letzten Monate hingegen hatte sie solche Situationen verminderter wahrgenommen, und war ständig am essen..... Und jetzt? Maja wusste welche Gründe zu diesem Zustand in geführt hatten, aber sie konnte diese Gründe nicht ignorieren und deren bedrohliche Eigenschaft konnte sie nicht leugnen, und auch war sie nicht in der Lage die Vorkommnisse und die Konsequenzen die so bedrohlich auf sie wirkten, bewusst auf sich zu laden, nach dem Motto:was nicht tötet, härtet ab bzw. Friss oder stirb. Dazu brauchte sie als Ausgleich das funktionale Nicht-Essen, aber dass hatte sie noch längst nicht wieder aufgebaut. Die Gefühl der Kontrolle, das hilft wenn alles aus den Fugen gerät, das einzig verlässliche wenn man sich auf nichts mehr verlassen kann... wenn ständig von einer Sekunde auf die andere etwas passiert, was die Vorstellungskraft übersteigt, da hatte es sehr geholfen, aber ihr war diese Strategie abhanden gekommen. Verdammt, wenn sie endlich ihre Kontrolle wieder haben könnte. Das einzige was sie kontrollieren konnte, und was man ihr nicht wegnehmen konnte, was man selbst noch beeinflussen konnte..... 
Skills probieren anzuwenden in diesem Moment war lächerlich.
Warum klappt es mit der Kontrolle übers Essen nicht mehr? Warum hat es nicht mehr die Wirkung die es mal hatte? Warum? Verdammt! Das einzige was Maja tun konnte um sich zu beruhigen,war dass sie diese Sache aushalten musste und so vielleicht doch  langsam wieder ihr kontrolliertes Essverhalten aufbauen konnte...... Vernunft und Therapie hin oder her, für Maja war es die einzig gut funktionierende  lebensrettende u. lebenserhaltende Strategie
Maja war schwindelig, sie hatte Kopfschmerzen und plötzlich war sie unendlich müde........

Was immer auch passiert, das Leben geht weiter und wenn nicht dann wird  das "Unerträgliche" eben auf diese Art erträglich. So oder so... eigentlich keinen Grund zu verzweifeln... Es war manchmal schwer daran zu glauben, aber Maja hatte in den letzten Jahren gelernt, daran glauben zu müssen. Und auch darauf vertrauen zu können. Wenn Dinge so unbegreiflich sind, und unerträglich scheinen, dann bleibt nur noch der Glaube an einen Gott der schon irgendwie helfen wird. Ohne Licht gibt es keinen Schatten und ohne Schatten kein Licht....
Die Wege des Schicksals sind unergründlich....doch haben sie immer ein Ziel...

24.05.2006

Majas Kontrolle war mal wieder dahin.....

wenn sie doch ein Individium war hatte sie dann nicht auch mal das Recht Ihre Meinung zu äußern, zu tun was sie gerade wollte...

Durften sie von Maja verlangen dass sie ihre ganze Aufmerksamkeit ständig auf sie richtete? Diente ihr ganzes Dasein nur dazu das andere über sie persönlich, finanziell frei verfügen konnten. Immer selbstverständlich und sofort?

Maja hatte keine Lust für alles und jeden verantwortlich sein. Immer nur finanzielle, rechtliche und moralische Verantwortung für andere zu tragen. Und so für sich selbst die  Verantwortung nicht mehr tragen zu können.   

Warum gibt es Menschen, die durch ihre Verhalten anderen Menschen keinen Raum geben, keine Lebensberechtigung, und obwohl sie grundsätzlich an erster Stelle stehen, immer der Ansicht sind, sie selbst würden ausgenutzt, wären allein und verlassen und nicht sehen dass sie andere ausnutzen,  sie in den sozialen und finanziellen Ruin treiben ihnen die Luft zum atmen nehmen? Wie ging man mit diesen Menschen um? Wie setzte man ihnen Grenzen ohne sie in ihrem realitätsfernen "Opfer"-Erleben zu bestärken? Und wie verhinderte man, das andere Menschen darunter leiden mussten, die damit nicht umgehen konnten?

Wie ging man mit den Konsequenzen um, die folgten wenn man einen Hauch von Kritik übte, notwendige Grenzen setzte bzw. versuchte zu setzen....Hatte man sich doch falsch verhalten, sah man die Sache vielleicht doch falsch und der andere sah sie richtig? Hatte man das Recht bestimmte Grenzen zu setzen auch zum Nachteil des anderen? 
Hin und her gerissen  zwischen dem Bedürfnis nach einem geringen Maß an persönlicher Autonomie u. Entscheidungsfreiheit und der Verpflichtung der Existenzsicherung des anderen.....  Einem anderen seine Existenz sichern indem man sich seine eigene ruiniert.. Maja wusste nicht wie sie den Konflikt bewältigen sollte....

25.05.2006

"...Stell dich nicht immer so an, hier tut dir keiner was!.." Maja kamen seine Worte in den Sinn, die er vor langer Zeit einmal zu Ihr gesagt hatte. Damals tat ihr auch keiner was, aber zu dem Zeitpunkt konnte sie ihre grundlose "Schreckhaftigkeit"  nicht abstellen. Und sie hatte Verständnis dafür das er in diesem Moment die Beherrschung verlor, sie strapazierte in dem Punkt schon lange seine Geduld und die seiner Frau.... Später war sie, obwohl sie  Grund gehabt hätte, nicht mehr schreckhaft, im Gegenteil sie versuchte äußerst gut gelaunt zu wirken und meistens gelang ihr das auch. Jedenfalls solange wie sie arbeitete... 

Und heute ... heute war sie einfach nur noch still...und sie hatte Angst, dass sie wieder anfing, obwohl sie wieder keinen Grund mehr  hatte, sehr schreckhaft zu werden und sich zurückzuziehen. Manchmal war sie grundlos abwesend, nachdenklich, und ? Denken konnte sie in dem Moment eigentlich nicht wirklich, sie war einfach still und/oder abwesend und sie konnte nicht viel dagegen tun... Zur Zeit haderte sie mit dem Gedanken, sich ihre Haare abzurasieren. Sie hatte plötzlich ein unglaubliches Bedürfnis danach. Aber sie wusste dass sie dadurch noch bescheuerter aussehen würde und es für sie noch schwerer werden würde, mit diesem etwas, mit sich zu leben.

31.05.2006

Wohin? In der Erstarrung verharrend die Frage Wohin? Rückwärts in die  Verzweiflung? Vorwärts in den Tod? Zurück zum Glück? Nur wie? Wenn man nicht den Ort kennt an dem man sich befindet und nicht weiss auf welchen Wegen man ihn verlassen kann,wie soll man dann einen  anderen Ort suchen und den Weg dorthin finden? Warum ist keiner da?
Aus Deutschland verschleppt, an der Europäischen Grenze stehend, zurück nach Europa wollend um irgendwann einmal wieder in Deutschland leben zu können. 
 Einreisebedingungen erfüllt, aber können auch Aufenthaltsbedingungen erfüllt werden? Warum konnte sie nicht in Deutschland bleiben? Wer hat sie aus Deutschland ausgewiesen? Hat sie sich so fehl verhalten? War "er" nicht auch ein Helfershelfer und hatte letztendlich dazu beigetragen?
Irgendwo ein Consulat? ein Deutschsprechender der weiterhelfen könnte.....

.... Ein verirrter Europäer aus dessen vermeintlichem Urlaub ein Dauerurlaub wurde...



07.06.2006

Maja konnte mal wieder nicht schlafen, da half  kein Zopiclon®, keine SVV und kein Alkohol. Immer wieder kam ihr Wilhelm in den Sinn. Die zerstörte Beziehung zu Wilhelm und Luise. Ihre Schuldgefühle... Vielleicht wäre das alles nicht passiert, wenn alles anders gewesen wäre, wenn sie sich anders verhalten hätte....
Vergangenheit = Trümmerhaufen, Gegenwart = Trümmerhaufen,
Zukunft = auch Trümmerhaufen?

 

19.06. 2006 "Mensch"
"Mensch", ein Begriff. "menschlich" ein Attribut, eingeordnet in die Riege der positiven Begriffe.
Die "Achse des Bösen", liegt sie nicht mitten in der Gesellschaft? Im Menschen selbst? Ist der Begriff Mensch nicht eher negativ zu bewerten? Warum fühlt ein und denkt ein Mensch? Warum hat das Denken und Fühlen vieler Menschen pathologische Züge. Empathie völlig fremd. Was ist Menschsein? Die organisierte Kriminalität, der rituelle Missbrauch oder das Achten anderer Lebewesen, das friedvolle Miteinander, das soziale Agieren? Wird der Mensch nicht immer mehr zum Inbegriff des Bösen, oder das Böse wird immer mehr Mensch....?



12.07.2006

 Der 12.07. ..."Wilhelm" - Jahrestag/ Jubiläum..... und ausgerechnet jetzt waren Majas   Zukunftsaussichten schwärzer als je zuvor. Nach einer kurzen Phase schwacher Hoffnung war der tiefe Fall gekommen. Wenn sie damals gewusst hätte was sie  ein Jahr später  erwartete..... Wie Ihr Gewicht, Ihr Ich, Ihr Leben sich verändert hatte, .... sie hätte vieles  in Kauf genommen, wenn sie nur verhindern hätte können, das sich die Dinge entwickelten wie sie sich entwickelt haben.... Es war nichts mehr da von dem was Maja einmal war, außer natürlich ihrer Unzulänglichkeit, die unbeschreiblicher war als je zuvor.   Maja hatte lange nicht mehr so dicht am Rand zum Suizid gestanden....  Nie war ein Suizid berechtigter und notwendiger und letztendlich unausweichlicher, selbst  bei expliziter Abwägung des Für und Widers,  als jetzt.... Sie war der Gesellschaft gegenüber  mehr denn je verpflichtet ihre Existenz zu vernichten.

 

 

26.07.2006

Gefangen in diesem unsäglichen Körper, der das Leben jeden Tag zu einer Qual machte.

Alles zu einer Qual machte.

Und diese Sommerhitze war unerträglich, sie konnte nicht weglaufen, hatte keinen Rückzugsort, ihr blieb nur die Flucht ins Freie, doch die Hitze belastete ihren fetten K. und die Öffentlichkeit Ihre Seele....

In zwei Tagen fand die Beerdigung ihrer Freundin statt, Maja hatte gestern ganz plötzlich von ihrem Tod erfahren.. Sie fühlte sich verpflichtet trotz ihrer Unzulänglichkeit an der Beerdigung teilzunehmen, aber sie konnte nicht....

Siefke.......

Ihre beste, Ihre einzige Freundin (wenn Maja sie überhaupt so bezeichnen durfte). Leider hatten sie viel zu wenig Zeit miteinander gehabt. Ein halbes Jahr hatten sie sich gekannt, da war der Krebs kurz vor dem Abschluss ihrer Ausbildung wieder ausgebrochen. Nach der Ausbildung hatten sie sich immer weniger gesehen, weil Maja nach der Sache mit Wilhelm mit sich selbst nicht mehr klar gekommen war, alles hatte sich verändert, und Maja´s Essstörung wechselte in die Bulimie, sie hatte ihre Kontrolle verloren. Nicht nur über das Essen.  Oft hatte  Maja sich nicht getraut ihre Freundin zu besuchen, weil sie 1 kg zu genommen hatte. Oder sie hatte keine Zeit, weil  es galt andere Probleme zu lösen,.... Und nun ein Jahr später.....war sie nicht mehr da. Majas Mail vor ein paar Wochen blieb unbeantwortet. Sie hatte sich immer vorgenommen, endlich mal wieder bei ihr vorbei zu kommen. Noch in der Klinik schrieb Siefke Maja müsse unbedingt vorbei kommen, es gäbe soviel zu erzählen und sie würde sich auf das Wiedersehen freuen... Siefke war die einzige der Maja das glaubte, dass sie sich freuen würde. Lange hatte es gedauert, bis Maja das glauben konnte, nie hätte sie für möglich gehalten, dass ausgerechnet Siefke... Doch Siefke war ein Mensch der sagte was er dachte, ohne Rücksicht darauf wie das beim anderen ankommen konnte. Das schätze Maja an ihr. Und ihre "Leichtigkeit" mit der sie die Dinge nahm...Und selbst komplizierte Probleme hätte man ihr erzählen können, sie verstand sie und bewertete sie nicht...Auch Maja´s Spinnerei mit dem Essen, ihren Erfolgsdruck, ihre Dissoziationen, ihr SVV nahm sie hin ohne sie zu bewerten.... 

Damals , Maja konnte sich an damals kaum mehr erinnern, damals als sie noch mit Siefke in eine Klasse gegangen war, sich der Stress zu Hause gelegt hatte und sie gehofft hatte, sie könne sich endlich wieder mehr ihrer Kontrolle widmen, der Schule, ihrer Arbeit.. damals als sie noch 30 kg (!) weniger gewogen hatte und als sie auf dem besten Weg war endlich ihr Ziel vom Untergewicht zu erreichen... Damals das war mehr als ein halbes Jahr vor ihrer Abschlussprüfung gewesen. Doch damals hatte es schon angefangen, der Kontrollverlust, das Gefühl ständig alle zu enttäuschen ließ sich nicht mehr verdrängen... Sie kümmerte sich nicht mehr um die Schule, entwickelte Aggressionen gegenüber ihrer Umwelt, und verdammt, sie wusste nicht warum.... Wie sehr hatte sie sich diese Zeit gewünscht, endlich wieder mal eine halbe Stunde  schlafen zu können. Zeit für Hausaufgaben, wie sehr hatte sie das vermisst. Doch plötzlich war sie  wie  erstarrt. Vorbei ihre Motivation für Schule, Arbeit, etc. stattdessen war sie immer nur müde, müde, müde..... 

Später sagte man ihr, sie hätte während der Dauerbelastung 2004 eine anorektisch geprägte Essstörung entwickelt, die später häufiger  von Kontrollverlust und Erbrechen begleitet wurde. Ihr Gewicht stagnierte. Im Januar 2005  sei sie dann über ein BurnOut Syndrom in eine Depression gerutscht. Während einer erneuten schweren Belastung im April/Mai 2005 sei sie dann endgültig bei einer bulimischen Essstörung gelandet, die sich im Juli 2005 extrem verstärkte und schließlich im Herbst 2005 einer absoluten Fress-störung und Depression gewichen war. Und diese hielt sich nun seit Januar 2006 hartnäckig und hatte ihr insgesamt eine erhebliche Gewichtszunahme beschert. Bis Januar hatte sie innerhalb weniger Wochen 20 kg zugenommen. Daran änderte auch der Klinikaufenthalt von Januar bis April 06 nichts. Zwar hatte sie eine neue Möglichkeit der Kontrolle gefunden, Coffein-Tabletten und Sport doch konnte sie dass nicht dauerhaft aufbauen, schon gar nicht zu Hause in einem "chronisch-konflikthaften" Umfeld. Viel schlimmer noch, nach der Klinik hatte sie innerhalb 2 Monaten erneute 10 kg zugenommen. Sie würde mindestens 12 Monate brauchen um die wieder abzunehmen. Warum verdammt, war ihr die Kontrolle abhanden gekommen? Damals als der Kontrollverlust angefangen hatte, hatte sie gedacht, es sei eine Phase die sich irgendwie bewältigen ließ und sie sich nur mehr anstrengen müsse, dann würde sie Ihre Kontrolle wieder bekommen. Später hatte sie sich sogar in eine ambulante Therapie begeben. Für Maja eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit. Doch sie wusste dass das der einzige Weg war, ihre Kontrolle wieder zu bekommen. Doch hatte sie auch Angst, sie würde dadurch ihre Kontrolle endgültig verlieren, man würde sie ihr wegnehmen. Irgendwann könnte sie denken, sie sei auch mit Normalgewicht in Ordnung. Niemals durfte das passieren, dass sie ihre Unzulänglichkeit akzeptierte, sich andere über sie lustig machten, und Maja dass noch nicht mal mitbekam. Hah, und jetzt wog sie 30 kg mehr und lebte immernoch.

Mein Gott Maja, was ist los mit Dir?

Für eine Therapie war es  im Juli 2005 schon viel zu spät gewesen. Und Anfang Januar 2006 konnte sie endlich einsehen, dass es keine vorübergehende Phase war, dass das, diese unsagbare Unzulänglichkeit, ihr wahres Ich war und für immer bleiben würde. Sie musste einsehen, was sie bisher immer versucht hatte zu verdrängen, dass die vergangenen Monate der Kontrolle eine lächerliche Illusion gewesen waren. Wie naiv bist du eigentlich, Maja? Hast du jemals geglaubt du könntest ein halbwegs akzeptabler Mensch werden? Lächerlich! Maja schämte sich zutiefst, dass sie sich jemals dieser Illusion hingegeben hatte.

Herbst 2006

Statt besser, wurde es immer schlimmer. Es hatte viel zu lang gedauert bis Maja endlich Anfang September von zu Hause auszog. Zwar hatte es finanzielle und zeitliche Nachteile für sie, da sie nun längere Fahrstrecken in Kauf nehmen musste, aber sie wusste, wenn sie jemals auch nur ansatzweise etwas in der neuen Schule die sie nun besuchte oder bzgl. Gewichtsabnahme gebacken kriegen wollte, konnte sie nicht länger zu Hause bleiben. Anfangs klappte es auch einigermaßen. Doch kaum hatte sie wieder ein wenig Zeit und Ruhe, war das Thema Wilhelm wieder aktuell. Nach 1,5 Jahren plötzlich, drängten sich ihr ständig die Ereignisse von damals auf. Was damals am 12.07. geschehen war. Nie hatte sie damit ein Problem gehabt. Mit der zerstörten Beziehung zu Wilhelm und Luise, ja...Mit den Schuldgefühlen die sie hatte, weil sie alles zerstört hatte, ja.... aber nie explizit mit der Situation, mit dem Vorgang vom 12.07.  Sie wurde schreckhaft, bekam Alpträume, dissozierte... und zu allem Überfluss ging es in der Schule mehr als bergab. Bzgl. Leistung als auch bzgl. Anwesenheit. Sie war sich sicher, noch ehe die Weihnachtsferien beginnen, würde man sie wie 2005 in der anderen Schule zwangsausschulen.

16. 11. 2006

Nach langer Zeit war Maja gestern dass erste Mal wieder in der Schule gewesen. Direkt im Anschluss an die Herbstferien hatte sie 2,5 Wochen am Stück gefehlt. Das war selbst für Maja ein Rekord. Natürlich waren ihre Lehrer alles andere als erfreut über ihr Verhalten in den letzten Wochen und brachten dies auch ansatzweise zur Sprache.  Sie hatten ja recht, niemand wusste das besser und niemanden belastete es mehr als Maja selbst, aber sie wusste verdammt nochmal nicht wie sie das ändern sollte. Und heute war sie wieder nicht in der Schule gewesen, stattdessen hatte sie die Nacht im Krankenhaus verbracht. Nach der Schule gestern, hatte sie sofort nach Hause gemusst, zwar war sie todmüde gewesen und konnte sich kaum auf den Beinen halten, doch war es unumgänglich gewesen. Überraschenderweise war niemand da als sie nach Hause gekommen war, und für eine halbe Stunde hatte sie ein wenig Ruhe gehabt. Und in dieser halben Stunde hatte sie mal wieder darüber nachgedacht, was bloß aus ihr geworden war und wie es bloß weitergehen sollte. Warum stürzte sie seit eineinhalb Jahren immer weiter ab? Warum bekam sie nicht mal das Einfachste gebacken? Maja trug sich erneut mit ernsten Suizidgedanken. Doch landete sie natürlich nur zur chirurgischen Versorgung im Krankenhaus. Doch hatte sie noch Glück im Unglück. Sie hatte sie überreden können, sie nicht einweisen zu lassen und auf eigene Verantwortung, bzw. auf die ihrer Mutter wieder zu entlassen. Verdammt! Und nun hatte sie, kaum dass sie am Mittwoch nach 2,5 Wochen mal wieder in der Schule gewesen war,  schon wieder gefehlt. Da konnte sie sich morgen auf etwas gefasst machen.  Auf  keinen Fall durfte sie heute auch nur versuchen  zu schlafen, entweder sie würde am nächsten Morgen verschlafen, oder sie würde wieder in irgendwelche dissoziativen Zustände geraten und den Morgen verpassen, sozusagen. Denn besonders bei Müdigkeit war sie dafür anfällig. Hoffentlich würde ihr das nie hier in der Schule passieren. Früher war ihr das schon mal passiert. Totale Abwesenheit. Später hatte Siefke ihr mal gestanden, dass sie manchmal richtig  Angst gehabt hatte, weil Maja teilweise entweder furchtbar schreckhaft oder total abwesend gewesen war. 
Wenigstens war morgen Freitag, und sie würde endlich mal wieder schlafen können ohne Angst haben zu müssen, zu verschlafen. In den letzten 2,5 Tagen hatte sie "nur" insgesamt 3,5 Std.  geschlafen.
 

 

Dezember 2006

Maja nahm seit einigen Wochen ein neues Antidepressivum.  Doch Maja hatte nicht den Eindruck dass es außer anfänglich verstärkten Alpträumen irgendeine Wirkung zeigte. Majas Mutter war der Meinung seit Maja das Medikament nahm hätte sie erneut erheblich zugenommen. Nach langem Zögern setzte  Maja es wieder ab und tatsächlich,  sie nahm wenigstens nicht weiter zu. Mittlerweile war klar, dass Maja auch dieses Schuljahr nicht zu Ende bringen würde. Im Januar würde sich entscheiden, ob sie einen Klinikplatz bekam und die Schule endgültig abbrechen würde. Begeistert war Maja davon nicht. Zwar würde sie sowieso in allen Fächern eine 6 bekommen und tat sich schwer damit  ihre Lehrer und ihre Mitschüler mit ihrer Anwesenheit belästigen und ständig ihre Dummheit vor Augen geführt zu bekommen, doch hätte sie trotzdem gerne dieses Jahr wenigstens zu Ende gebracht. Aber nachdem man sie zwischenzeitlich kurzzeitig in die Geschlossene eingewiesen hatte, war wohl ein längerfristiger Klinikaufenthalt unvermeidlich. Selbst der von Majas Hausärztin  hin und wieder hinzu gezogene Neurologe ließ sich nicht mehr so leicht überzeugen. Bisher war er mit Majas Eskapaden immer relativ locker umgegangen, und hatte im Gegensatz zu Majas Hausärztin nie eine ernsthafte Suizidgefährdung gesehen. Maja war da ähnlicher Meinung. Latent suizidal war sie schließlich fast immer schon gewesen, nur dass in der Zeit, in der sie ihr Essverhalten noch unter Kontrolle hatte, es seltener zu Selbstverletzungen gekommen war. Aber hallo?! Das war ja wohl normal. Damals hatte sie wenigstens den Versuch unternommen, sich der gesellschaftlichen Norm anzunähern, aber heute....????

  

 

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